Ingrid Noll „Röslein rot“

IMG_3408 (2)Ein stiller, nicht ganz typischer Noll-Roman
Rezension bezieht sich auf: Röslein rot (detebe) (Taschenbuch)

Im Zentrum des Romans steht eine Frau mittleren Alters. Sie führt eine langweilige Ehe mit einem Architekten, in erster Linie als Hausfrau und Mutter. Nebenbei erledigt sie die Büroarbeit für ihren Mann Reinhard, der sich gerade selbstständig macht. Die knappe Freizeit verbringt Annerose, genannt Röschen, mit Glasmalerei – ihre Art, aus dem Alltag zu fliehen.
In dieses langweilige Leben schleicht sich ganz allmählich etwas Bedrohliches. Verschiedene Frauen treten in Reinhards, und damit auch in Anneroses Leben. Sie verdächtigt ihren Mann der Untreue und fühlt sich zunehmend an den Rand gedrängt. Ihre Unsicherheit, ob Reinhard sie denn nun betrüge oder ob sie sich alles nur einbilde, sorgt dafür, dass Annerose beginnt, ihren Mann genau zu beobachten, in seinen Sachen zu schnüffeln und ihm nachzustellen. Obwohl sie Anzeichen sieht und Vorahnungen hat, bleibt zunächst für den Leser unklar, ob die Protagonistin nicht einfach nur überzogen und viel zu misstrauisch reagiert. Bis die für Ingrid Noll obligatorische Leiche auftaucht …
Obwohl der Leser das ganze Buch hindurch ahnt, was als nächstes passieren wird, ist es trotzdem spannend und interessant zu sehen, wie Anneroses Ehe langsam zerbricht, Familienbande neu geknüpft werden und Freunde nicht das sind, was sie scheinen. Die eingeschobenen Bildbeschreibungen mit Bezug zu Anneroses Hobby und zu den Ereignissen im Roman unterbrechen regelmäßig die Handlung und geben dem Leser einen lehrreichen Einblick in die Malerei barocker Stillleben.
Das Buch ist sicherlich nichts für Krimifans, die auf den ersten Seiten einen handfesten Mord erwarten. Die Spannung baut sich langsam auf und belohnt den geduldigen Leser. Die Wende in der Handlung und die Auflösung am Ende des Romans sind dann aber leider etwas oberflächlich und unoriginell geraten. Insgesamt ein leiser Krimi, der vom Stil her kein typischer Noll-Roman ist, aber dennoch nicht weniger lesenswert.

Ingrid Noll „Röslein rot“
Roman, detebe 23151, 288 Seiten
Diogenes Verlag; 10,90 Euro
ISBN 978-3-257-23151-9

 

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